Was ist HHC? Welche Wirkung hat es und wie wird es aktuell vermarktet bzw. konsumiert? Außerdem klären wir die Chemie hinter der neuen THC-Option und die neuesten Erkenntnisse, was Drogentests angeht.

Was ist HHC?

Für Alle, die unseren anderen Beitrag zur aktuellen Rechtslage von HHC noch nicht gelesen haben, hier nochmal in der Kurzfassung, was HHC eigentlich genau ist:

Die Langform von HHC lautet „Hexa-Hydro-Cannabinol„. HHC ist ein halb-synthetisches Cannabinoid, das hier erst seit kurzem auf dem Cannabis-Markt angekommen ist (Stand Juli 2022). Vor allem in den USA kennt man sich schon länger mit der THC-Alternative aus, wo HHC-Kartuschen und Blüten in unzähligen Fachgeschäften verkauft werden. Auch mit anderen unterschiedlichen Cannabinoid-Variationen, wie CBG, Delta-A-THC und THC-Delta10 ist man in den USA schon vertrauter als hierzulande. Die Suche nach alternativen Möglichkeiten, die einen Rauschzustand oder CBD-ähnliche Effekte bewirken wird also so schnell nicht abreißen.

HHC soll ähnliche bis identische Effekte wie das schon bekannte Delta-9-THC haben. Ursprünglich wurde es 1944 vom amerikanischen Wissenschaftler Roger Adams erfunden. Erstmalig synthetisiert hat er es dann 1954, in dem er dem natürlichen THC (Tetra-Hydro-Cannabinol) H+ -Ionen, d.h. Wasserstoffionen, hinzufügte. Diesen Hydrierungsprozess wendet man z.B. auch bei der Umwandlung von Pflanzenöl in Margarine an. HHC wurde also erstmals im Labor und nicht in der Cannabis-Pflanze selbst entdeckt.

Auch wenn Adams HHC aus THC synthetisiert hat, wird das Cannabinoid heute meist aus Hanf mit niedrigem THC-Gehalt extrahiert, die der Gesetzgeber im Farmgesetz der USA bzw. im EU-Sortenkatalog für Nutzhanf als offiziell legal erachtete. Einige Befürworter der CBD-Industrie hoffen hier wieder auf einen neuen Wendepunkt in der Hanfindustrie. Da HHC technisch gesehen kein THC ist, sind Produkte mit niedrigem THC-Gehalt in den meisten EU-Ländern legal. Aber ganz so einfach ist es dann auch wieder nicht…

Wie wird HHC hergestellt?

THC oder CBD (meistens in Form von Extrakten) werden durch Hydroxierung aufgespalten und nach Adams mit geladenen H-Molekülen versetzt.

Durch die Verwendung verschiedener Katalysatoren wird THC unter extrem hohem Druck mit Wasserstoff-Ionen überzogen. HHC kommt eigentlich ganz organisch, aber eben in sehr, sehr geringen Mengen in der Cannabis-Pflanze vor und wird daher halb-synthetisch mit diesem aufwendigen Verfahren produziert.

Dieser chemische Prozess sorgt letztendlich dafür, dass HHC überhaupt in den derzeitigen großen Mengen produziert werden kann. Und genau das ist auch der Grund, weshalb viele Experten hier eher skeptisch auf dieses „neue“ Cannabinoid reagieren. Denn verkauft wird es mittlerweile in einem Ausmaß, das in keinem Verhältnis mehr zum natürlichen Vorkommen steht.

Wirkung und Konsum von HHC

HHC sollte aus chemischer Sicht betrachtet leicht schwächer als THC sein – es wird jedoch oft subjektiv als gleichstark wie Delta-9-THC, wenn nicht sogar stärker psychoaktiv wahrgenommen. Auch wenn die molekulare Struktur von THC aufgebrochen und durch Wasserstoff ersetzt wird, bleiben die Eigenschaften und die Stärke des Cannabinoids intakt. Diese konjugierte Version von THC hat mindestens 10 heute bekannte Isomere. Die Interaktionsfähigkeit von THC mit den CB1- und CB2-Rezeptoren und den TRP-Schmerzrezeptoren im Gehirn wird durch diese scheinbar geringfügige Änderung erhöht.

Wirkung der CB1- und CB2-Rezeptoren auf den Körper

Da HHC vom Wirkungsprofil also mit dem berauschenden Gefühl von THC vergleichbar ist, macht es euphorisch und kann das visuelle, als auch akustische Empfinden verändern, den Hunger verstärken und den Herzschlag vorübergehend erhöhen. Viele HHC-Konsumenten stufen HHC zwischen Delta-8 und Delta-9 THC ein und beschreiben es als eher beruhigend als aufregend. Somit kann man hier also wirklich erstmal nur vom subjektiven Empfinden eines Jeden ausgehen.

Die chemische Struktur des Cannabinoids weist darauf hin, dass es auf jeden Fall viele der medizinischen und gesundheitlichen Wirkungen von THC hat, aber bisher wurde hier leider noch zu wenig Forschung betrieben, um das medizinische Potenzial wirklich zu belegen. Eine Studie soll allerdings zumindest bei Nagetieren schonmal gezeigt haben, dass das Cannabinoid Beta-HHC entzündungshemmende und analgetische Eigenschaften besitzt. Aber auch hier gilt es noch weitere Nachforschungen anzustellen.

Doch jetzt zum Konsum: Wie sicher ist das neue THC-Derivat?

Die jüngsten Untersuchungsergebnisse deuten darauf hin, dass HHC in seiner Wirkung, als auch von seinem Sicherheits-Profil dem von THC gleicht oder zumindest ähnlich ist. Die bisher dokumentierten Nebenwirkungen können mit denen verglichen werden, die aufgrund hoher THC-Dosierungen entstehen. Diese sind u.a.:

  • Gefühle von Angst bzw. Furcht
  • Gerötete Augen
  • Schläfrigkeit
  • Trockener Mund
  • Gesteigerter Appetit
  • Erhöhter Puls

Unsicher ist auch, ob HHC, trotz seiner Ähnlichkeiten mit THC – bei routinemäßigen Drogentests nachweisbar ist. Im Körper metabolisiert sich HHC nämlich zum Molekül 11-OH-HHC, welches bisher bei den Tests noch vernachlässigt wird. Eine Garantie dafür gibt es natürlich aber auch hier noch nicht.

Die aktuelle Vermarktung von HHC

Während sich die einen erst gar nicht drum scheren, argumentieren andere Anbieter wiederum, HHC und diverse Produkte seien erlaubt, da es ja in der Cannabis-Pflanze natürlich vorkommt und es aktuell noch keine Verordnung klar verbietet. Das Problem an dieser Argumentation ist aber, dass es in viel zu geringen Mengen in den Pflanzen enthalten ist, sodass es eigentlich synthetisch hergestellt werden MUSS, um in brauchbaren Konzentrationen verwendet werden zu können. Dafür sind dann eben komplizierte, chemische Prozesse notwendig.

Auf vielen Webseiten bzw. Online-Shops wird HHC folgendermaßen beworben:

HHC wird nicht mit synthetischen Mitteln hergestellt (wie z.B. K2 oder Spice) früher. Stattdessen wird es aus natürlichen Cannabinoiden oder CBD Hanfextrakten hergestellt. Als Ausgangsstoff für die Umwandlung (Hydrierung genannt) werden nur Stoffe aus der Hanfpflanze verwendet.

Also ganz nach dem verharmlosenden Motto „CBD goes in, HHC comes out!“

Selbst ohne ein großes Repertoire an Chemie-Wissen, kann man sich denken, dass das sicher nicht so ganz der Fall ist. Dass die meisten Hersteller und Verkäufer von HHC die genauen Umwandlungsprozesse eher im Dunkeln lassen bestätigt diese Vermutung einmal mehr.

In den so genannten „HHC Vape Pens“ sind meistens zwei Wirkstoffe im Verhältnis 1:1 enthalten:

9R-HHC (bindet sich sehr gut an die Rezeptoren im Gehirn) und 9S-HHC (bindet sich ziemlich schlecht an die Rezeptoren). Das heißt im Endeffekt, dass eigentlich nur der halbe Inhalt einer HHC Kartusche wirklich eine psychoaktive Wirkung auf den Körper und Geist hat. Für die meisten Hersteller wäre die Trennung der beiden Stoffe ziemlich wahrscheinlich auch nicht mehr wirtschaftlich.

Aber wie dem auch sei: Wer HHC konsumieren möchte, sollte auf alle Fälle vorher genauere Informationen über die Hersteller hinter den Produkten einholen!

Ist HHC bei Drogentests nachweisbar?

Viele HHC-Konsumenten sollen bisher berichtet haben, dass der Stoff trotz seiner langen Haltbarkeit bei einem typischen 12-Panel-Drogenscreening nicht nachweisbar ist. Deshalb gilt es bisher auch als das ansprechendste der THC-Alternativen, da Delta-8 oder Delta-10-THC dagegen bei Urin- bzw. Bluttests sehr wohl erscheinen, wenn sie in größeren Mengen eingenommen werden. Natürlich sind diese Statements bisher noch ziemlich subjektiv. 

Urinprobe mit Drogentest-Streifen

Theoretisch suchen Drogentests nach so genannten THC-Metaboliten, v.a. nach 11-OH-THC und THC-COOH. Frühe Studien haben gezeigt, dass HHC nicht in 11-Hydroxy-THC umgewandelt wird.
Dieser primäre THC-Metabolit würde nämlich einen positiven Test ergeben. Ob sich HHC nun allerdings in ebenjene, nachweisbaren THC-Verbindungen verstoffwechselt oder nicht – dafür gibt es einfach noch keine Sicherheit. Offiziell ist hier also noch nichts bestätigt, weshalb der Konsum und die Einnahme von HHC (wie bei anderen Substanzen auch) in Jedermans‘ eigener Verantwortung liegt.

Was macht HHC aus chemischer Sicht so besonders?

Da THC ist in seinem Rohzustand besonders anfällig für Oxidation, was im Grunde ein reiner Abbauprozess ist. THC riskiert also Wasserstoffatome zu verlieren, wenn es oxidiert.

HHC dagegen verliert bei Kontakt mit Sauerstoff nicht annähernd so schnell seine Wirksamkeit. HHC ist auch hitze- und UV-lichtbeständiger, was es zu einer ausgezeichneten Cannabis-Wahl für eine längere Lagerung macht. Das Resultat ist im Endeffekt ein verbessertes ganzheitliches Produkt, welches resistenter gegen Umwelteinflüsse ist. Da HHC gegen Oxidation, Temperatur und UV-Licht immun ist, ist es die bisher stabilste Option zu THC.

Für Alle, die es genauer wissen wollen, haben wir im Folgenden noch genauere Infos zur Herstellung bzw. Chemie hinter dem HHC Cannabinoid zusammengetragen:

HHC und die Chemie dahinter

Die chemischen Strukturformeln des ganzen Prozederes sind Delta-9-THCA und Delta-9-CBDA. Daneben kommt noch ein Mix aus Terpenen hinzu, die in der Cannabispflanze enthalten sind.

Wird dieses gesamtheitliche Extrakt aus Cannabinoiden und Terpenen hydrogenisiert erhält man schließlich Hexa-Hydro-Cannabinoidsäure. Bei der Hydrierung geht es darum, die Doppelbindungen der verschiedenen Moleküle mit Wasserstoff (H2) zu sättigen:
-> Kohlenstoff-Kohlenstoff Doppelbindung + Wasserstoff (H2)

Um die Aktivierungsenergie zu senken, sind für die chemische Reaktion der Ausgangsstoffe bestimmte Katalysatoren, H2 Gas und eine Temperatur von 60°C nötig. Diese sorgen dafür, dass die Stoffe miteinander reagieren und sich zu einem neuen Molekül, nämlich HHC verbinden können. Mögliche Metall-Katalysatoren sind z.B. Platin/ Palladium, Rhodium/ Ruthenium, Nickel, Cobalt, Eisen, Kupfer- oder Zinkchromit. Bei einer unvollständigen Reaktion können Reste dieser Metalle übrigbleiben und beispielsweise beim Vapen in die Atemwege gelangen. Auch das macht einigen Experten unter anderem Sorgen.

Bei der Herstellung entstehen dann zwei verschiedene HHC-Moleküle:

9R-HHC spielt eine aktive Rolle bei der Bindung an die natürlichen Endo-Cannabinoid-Rezeptoren des Körpers. Die molekulare Struktur von 9S-HHC weist dagegen eine geringere Bindungs-Aktivität auf. Der Aktivitätsgrad dieser HHC-Moleküle ist vom Produktionsprozess, der Charge, als auch dem Rohmaterial abhängig. Beide müssen aber zumindest zu 50% aktiv sein, um auf die Rezeptoren einen merklichen Effekt zu haben. Bei der Verwendung von Bio-Hanfextrakten weisen die Endprodukte meistens eine höhere Aktivität auf.

HHC kann aber nicht nur aus THC, sondern auch aus CBD hergestellt werden. Alternativ zur Hydrierung von pflanzlichen Ölen (z.B. CBD-Öl) über die chemischen Strukturformeln Delta-9-THCA, Delta-9-CBDA und HCO, kann HHC auch durch Isomerisation von CBD zu THC (beides sind Isomere) hergestellt werden. In der Praxis ist die Isomerisation ziemlich schwer durchzuführen bzw. vor allem gefährlich. Für diese chemischen Vorgänge sind nämlich giftige, sowie ätzende Stoffe notwendig. Weiters müssen diese Prozesse laufend überwacht und kontrolliert werden. Also – ebenso wie die Hydrierung – absolut nichts für’s Hobby-Labor!!!

Solltet ihr Fragen, Anregungen oder Kritikpunkte zu diesem Beitrag haben, immer her damit! Wir sind über jeden Hinweis dankbar, vor allem, wenn es sich noch um spannende, wenig erforschte Themengebiete handelt. 
Lg Team Hanfoase smile